hab ein Problem und wollte mal hier in diesem Forum fragen ob ihr vielleicht Erfahrung habt wie man am besten helfen kann.
Ein Mann 48 Jahre alt, seit rd. 8 Jahren MS, in der Zwischenzeit seine Frau verstorben, er sitzt derzeit im Rollstuhl im KH, kann sprechen und sich bewegen, nur nicht gehen, hat keine Familie, wenig bis keine Freunde die ihn besuchen kommen. D.h., leider keinerlei Ansprache :°(, ist bereits völlig frustriert und wünscht sich nichts mehr als zu sterben.
Irgendwie bin ich mittlerweile besorgt, wenn jemand in einem 45-Minuten-Gespräch sehr oft über "nicht mehr so leben wollen", "besser sterben als so leben", "am besten schlafen und nie wieder aufwachen", etc. spricht, ob hier nicht Gefahr in Verzug ist, das er sich was antut ??? Ich hab einmal vor Jahren irgendwo gehört oder gelesen, das Leute die sich umbringen vorher quasi Hilfeschreie losschicken. Jetzt bin ich mir nicht sicher, ob das vielleicht Hilfeschreie sind ??? Und wenn was tut man in so einer Situation ??? Wie kann man hier am besten helfen ???
Für Tips und Anregungen wär ich sehr dankbar. Bin momentan noch total ratlos was ich tun soll.
Das ist eine heikle Sache, bei der man natürlich hellhörig wird. Ich würde Dir empfehlen, Dich, wenn Du wirklich besorgt bist, z.B. an die Österreichische MS-Gesellschaft (http://www.msgoe.at) mit deren Bundeslandstellen zu wenden. Die Wiener MS-Gesellschaft hat ein gutes BeraterInnenteam und deren Website ist auch ausführlicher als die der österreichischen MS-Gesellschaft: http://www.msges.at.
Solltest Du aus Deutschland kommen, dann kannst Du Dich an die http://www.dmsg.de wenden.
Ich kann nur mal aus meiner Sicht schildern, wie ich das Ganze sehe: Dieser Mann ist natürlich verzweifelt, wenn er seine Frau verloren hat und auch kaum Ansprechpartner in seiner Umgebung sind. Dass seine MS dazu nicht förderlich ist, liegt auf der Hand. Ich weiß nicht, wie lange der Tod seiner Frau schon her ist, aber sie wird ihm natürlich sehr fehlen und er wird sich einsam fühlen. Dadurch sieht er keinen Sinn mehr im Leben.
Da ich weder weiß, in welchem Verhältnis Du zu diesem Mann stehst und ich auch keine weiteren Einzelheiten kenne, kann ich aber keine weiteren Tipps geben. Zumal so eine Sache auch immer sehr individuell ist. Sich an die geeignete MS-Gesellschaft zu wenden ist aber sicherlich kein Fehler! Eventuell kann auch im Krankenhaus, in dem er sich befindet, ein(e) PsychologIn zu Rate gezogen werden.
Ich wünsche Dir und auch diesem Mann alles Gute und viel Kraft für die Zukunft.
Ich habe mich aufgrund der Komplexität der Angelegenheit weiters mit einer sehr bewandten Dame in Verbindung gesetzt und um deren Meinung gebeten:
"... Ich denke es ist sehr gut, wenn es da jemanden gibt der hinhört. Der Mann scheint eine ordentliche depressive Phase zu haben, die man nicht einfach abtun sollte.
Deine Hinweise auf MS-Gesellschaft und psychologischer Dienst im KH sind sehr gut.
Weiters wäre zu hinterfragen ob es so etwas wie ein Case-Management im Krankenhaus gibt, denn es wäre zu klären:
- warum ist der Mann im KH
- wie lange wird er dort bleiben
- was passiert mit ihm danach? – kann er noch alleine daheim leben, gibt es persönliche Assistenz, was braucht er an Pflege-und Unterstützungsbedarf
- wann ist seine Frau gestorben –Trauerbegleitung könnte angeboten werden durch – mobiles Hospiz, psychotherapeutische Begleitung
- hat er Zugang zu Religion/Kirche – dann wäre seelsorgerischer Beistand eine Möglichkeit
- wenn er für professioneller Hilfe vorläufig nicht offen ist – wäre es noch eine Möglichkeit ihm die Telefonnummer der Telefonseelsorge zu geben – offen, oder sie einfach bei ihm im Zimmer liegen lassen – der Zugang über ein Gespräch am Telefon ist für viele oft einfacher, als ein persönliches, professionelles Gespräch, wenn der Punkt mal selbst erreicht ist, dass man die Situation offen anerkennt, dann ist die Bereitschaft professionelle Hilfe anzunehmen eher gegeben.
Als Helfende/r gilt es dann auch noch zu lernen: - die Situation selbst auszuhalten und nicht wegen des Helfersyndroms (weil man/frau es nicht erträgt) in Aktivitis zu verfallen
- von der inneren Haltung her, dem anderen zuzutrauen und zuzumuten, damit zurecht zu kommen und die Lösung in sich selbst zu finden und dadurch dementsprechend Hilfe zu suchen und anzunehmen
- und durch aufmerksames Befragen herauszufinden, was der andere tatsächlich an Bedürfnissen hat. ..."