Hallo Tagebuch! Hab gerade den Beitrag von vertigo im blog gelesen. Ich kann das so gut nachvollziehen! Gestern hab ich noch mit meiner Mutter telefoniert und ihr gesagt wie mühsam es ist neue Freundschaften aufzubauen. Ich hab ja schon drei Scheidungen hinter mir und damit verbunden natürlich immer wieder Übersiedlungen und in weiterer Folge immer wieder den Verlust von Bekannten. Jetzt bin ich wieder mal dabei mir einen Freundeskreis aufzubauen und dabei stoße ich auf genau diese Schwierigkeiten. Eine wirkliche Freundin hab ich Gott sei Dank. Bei der gibt es auch keine Probleme wenn ich kurzfristig absag, oder mich mal eine Zeit lang "totstelle". Sie ruft dann höchstens an um zu wissen ob ich noch leb, aber es kommt nie ein Vorwurf. Ich bin sehr dankbar dass ich sie hab. Ich kann mir schon vorstellen dass es für Gesunde nicht leicht nachvollziehbar ist wie es uns geht. Wie oft ich schon Treffen relativ kurzfristig abgesagt hab kann ich gar nicht mehr zählen, und man kann das auch so schwer erklären. Am Sonntag hab ich mich mit einer Frau getroffen die ich aus der Ordination kenne. Wir waren in Laxenburg spazieren und dann Kaffee trinken. Ich hab ihr von der MS erzählt (ich mach das eigentlich immer gleich wenn ich jemanden neu kennenlern bei dem ich mir denke es könnte eine Bekanntschaft/Freundschaft werden). Die Reaktion darauf war so wie bei (fast) allen. Sehr verständnisvoll. Mal sehen was das Verständnis macht wenn ich ihr zum dritten, vierten, fünften Mal absag weil es mir nicht gutgeht Sonst geht es schön langsam wieder bergauf. Mein Körper akzeptiert das neue Rebif jetzt anscheinend endlich. Ich hab nur mehr ganz wenig Fieber, eigentlich nur mehr erhöhte Temperatur und das Kopfweh nach dem Spritzen ist auch nicht mehr so stark. Mittlerweile sind es ja auch über zwei Monate dass ich das neue Rebif hab und die "magische" drei-Monatsgrenze ist nicht mehr weit Jetzt zähl ich schon die Wochen bis zum Urlaub. Wird diesmal besonders schön - hoffentlich. Ich fahr mit meinen beiden Töchtern (der Schwiegersohn hat einen neuen Job und kriegt keinen Urlaub) für zwei Wochen in die Toskana. Wir haben dort ein Haus gemietet und werden nichts tun als schwimmen, schlafen, lesen, Pizza essen und mit den Hunden spielen. Freu!!!!! Bis bald velenya
hab gerade mal kurz Zeit zwischen dem Chaos im Betrieb und mag Dir antworten ... MS und Freundschaften - das ist wirklich eine Sache für sich.
Nach meiner Diagnose sind viele vermeintliche Freundschaften den Bach runter gegangen. Teilweise aus Unverständnis, teilweise, weil auch ich mehr auf mich achte und manche Dinge eben NICHT mehr mit mir machen lasse.
Die MS gehört zu mir und enge Freunde müssen sich schon auch damit auseinander setzen und Verständnis aufbringen, daß ich müde bin, Pausen brauche, spontan absage, weil es mir mies geht. Das sind Dinge, die ich schon auch einfordere, bei einer engen Freundschaft. Nun, deshalb habe ich nicht mehr viele Freunde und mit einem über Jahre echt sehr guten Freund bin ich u.a. an einem Punkt, wo ich wohl endlich akzeptieren muß, daß es, vielleicht nicht nur wegen der MS, sich auseinander entwickelt hat. Ich bin sehr traurig dadrüber.
Ich handhabe es ähnlich wie Du, potentielle Kontakte konfrontiere ich auch recht früh mit der MS, um auszutesten, wieviel Aufwand der Kontakt rechtfertigt. Klingt seltsam, aber ich bin schon, selbst bei MS-Kranken, so oft auf die Nase gefallen, daß ich keine Lust mehr auf unnötigen Streß habe.
In Hamburg direkt habe ich kaum Freunde, die eine ist eine Mutti, die es selbst kennt, daß man spontan absagen muß, etc. und ich bin superfroh, daß ich da auf soviel Verständnis stoße. Es gab eine Phase, da dachte ich, ich kann nur mit Betroffenen eine Freundschaft führen, aber es gibt tatsächlich auch unter Gesunden Menschen, die sich einfühlen können und wollen und Verständnis aufbringen.
Ich denke, die Freund die ich noch habe sind auch echte Freunde. Verdammt viel wert.
Aber irgendwie beruhigt es mich, dass anderes MS-Kranke auch Termine absagen müssen und die gleichen Probleme haben. Mir wurde nämlich schon öfters der Vorwurf gemacht, ich würde mich nicht genügend zusammenreissen. Aber was bringt es mir, wenn ich den Termin wahr nehme und es mir dabei schlecht geht. Es ist keine Seltenheit, dass ich nach der Absage eines Termins weinend aufm Sofa sitze. Für mich ist es jedes Mal wie eine Niederlage gegen meine ewig wiederkehrenden "Befindlichkeitsstörungen".
Meine beste Freundin hat Verständnis dafür, wenn ich mich mal zurückziehe oder ein Date absagen muss. Meine zweitbeste Freundin hat da schon weniger Verständnis, leider.
Früher war ich viel unterwegs und hatte einen großen Freundeskreis. Jetzt reicht die Energie gerade noch für meine 6 Stunden Arbeit, abends bin ich dann k.o. und das Wochenende brauche ich zum erholen. Dadurch ist mein Freundeskreis arg geschrumpft.