ich hab jetzt schon ein paar mal hier gelesen (so auf die art): >>> früher hab ich mich nicht geschont und zu viel gas gegeben und heute hab ich die rechnung dafür bekommen. <<<
seit einiger zeit muss ich über diese aussage nachdenken.
ich sehe es lieber so, dass ich die zeit lieber nutze und auskoste, solang es geht. den verlauf der MS kann ja eh kein mensch vorhersagen! vielleicht kommt es ja sowieso wie es kommen muss... und das hat mit der momentanen situation (solang es einem aktuell sehr gut geht) nichts zu tun. also wenns einem schlechter geht, nicht drauf ausreden dass man früher zu viel gas gegeben hat (überzogen ausgedruckt).
ich verstehe Dich dahingehend, dass Du meinst, wenn die MS einen sowieso nicht beeinflussbaren Verlauf nimmt, dann sollte man auch `Gas´ geben, solange es einem gut geht. Und wenn es einem später dann schlechter geht, sollte man nicht denken, dass es daran liegt und es darauf zurückführen, dass man in guten Zeiten `Gas´ gegeben hat. - Ob da ein Zusammenhang besteht? Nun, nichts genaues weiß man nicht. –
Aber ich kann sagen, dass ich sehr oft über meine Leistungsgrenze hinausgegangen bin und heute kann ich darüber nur den Kopf schütteln, wie sehr ich meinen Körper malträtiert habe. Von keinem anderen hätte ich das verlangt, was ich von mir verlangt habe. (Fatalerweise oder bezeichnender Weise sind heute genau die von mir überforderten Bereiche von MS betroffen.)
Ich denke, es geht auch darum, den Körper und seine individuelle Leistungsgrenze zu respektieren und ihn nicht permanent zu überfordern. Das, was man beansprucht und fordert, ist möglicherweise nicht so leistungsfähig wie man es gern hätte. Es geht also auch um das Erkennen, Anerkennen und Respektieren der eigenen Grenzen der Leistungsfähigkeit. Das bedeutet für mich aber nicht, sich in Watte zu packen, denn soweit mir bekannt, habe ich nur dieses Leben und das Leben will gelebt werden, und zwar jetzt, mit Bedacht und Rücksicht auf mich.
Liebe Suggar, ich denke du hast die Berichte im Forum gelesen, wo man ganz klar erkennen konnte, wenn man sich überfordert und keine Rücksicht auf den eigenen Körper nimmt hat sich bei vielen die MS verschlechtert. Ich wollte am Anfang auch nicht wahr haben das ein Zusammenhang besteht zwischen dem was ich mache und den Schüben die ich damit ausgelöst habe.
Auch wenn du sagst du kannst den Verlauf eh nicht aufhalten, kann ich dir nur sagen aber beeinflussen kannst du den Krankheitsverlauf. Es bedeutet auch nicht, dass du nichts mehr machen sollst und auf alles verzichten musst.
Du hast ja völlig Recht - wir haben nur ein Leben, und das will gelebt werden!
Ist auch mein Motto; aber das was ich (und die meisten anderen von uns eben auch) getan habe, ist eben nicht gelebt zu haben, sprich: Spass haben, Freude am Leben haben, Dinge tun, für die man sich Zeit nehmen muss..... und vieles mehr! Denn..... ich zB.: habe gearbeitet, viel und lange gearbeitet, ging in meiner Arbeit (und der damit verbundenen eigenen "Wichtigkeit") auf, zeigte Allen, was ich leisten kann, wie klug/clever und tough ich bin und zu was ich fähig bin - habe mich ständig überfordert, nur um wenigen Menschen etwas zu beweisen, die trotzdem niemals mit mir zufrieden oder auf mich stolz waren! Den "Dämonen" meiner Kindheit - die mich (mein Unterbewusstsein) zu immer höheren Leistungen angetrieben haben! Ich kann nicht behaupten, dass ich mein "früheres" Leben genossen habe, nur weil ich "Gas" gegeben habe und mich, meinen Körper und vor allem meine Psyche überfordert habe - ich stand ständig unter Strom "Mrs. 100.000 Volt"!
Heute habe ich gelernt zu leben, ohne übertrieben hohe Ansprüche an mich und meine Leistungen zu stellen!
Ich pflege die Freundschaften, die mir noch geblieben sind und die es auch wert sind, ich liebe meine Hobbies (meinen Garten, verschlinge Bücher,.....), betreibe Sport (gehe walken, mach Karate!, spiele Tennis), manchmal geh ich meinen Mädels aus (da kann es auch schon mal später werden - da wir halt mal "Gas" geben), und ich arbeite geringfügig für meine Schwägerin (Verrechnung und Buchhaltung)
Kurzum gesagt, ich geniesse mein Leben sehr (trotz MS), obwohl ich keine Höchstleistungen mehr bringen kann und vor allem auch nicht will und das meine ICH, mit kürzer treten - also nicht, mit allem, was mir lieb ist, aufhören, sondern einfach mehr auf den Körper hören - und vor allem, überlege ich jetzt sehr genau, ob ich manche Sachen auch wirklich machen möchte, weil ICH es will oder weil die Anderen es wollen!
Und ich behaupte für mich, hat diese Einstellung meinen Krankheitsverlauf total verändert !