Ein kommerziell erfolgloses Medikament aus der Transplantationsmedizin könnte in der Behandlung der Multiplen Sklerose ein neues Anwendungsgebiet erfahren. Die Ergebnisse einer Phase-II-Studie in Lancet Neurology (2010; doi: 10.1016/S1474- 4422(10)70033-8) sind vielversprechend. Die Zahl neuer Läsionen konnte deutlich vermindert werden.
Daclizumab wurde 1999 als Zenapax® zur Prophylaxe akuter Abstoßungsreaktionen nach einer Nierentransplantation zugelassen. Der humanisierte rekombinante Antikörper (mit einem geringen murinen Anteil) hemmt selektiv die aktivierten T-Zellen, was einen Angriff des Abwehrsystems auf das Transplantat verhindert. Zenapax® war allerdings kein kommerzieller Erfolg beschieden, und 2008 zog der Hersteller die Zulassung zurück - möglicherweise zu früh. Denn T-Zellen sind auch an der Pathogenese von Autoimmunerkrankungen beteiligt, zu denen die Multiple Sklerose zählt.
Mir fällt dazu ein, dass die Anzahl der Läsionen nichts mit den tatsächlichen Behinderungen zu tun hat. Es kommt darauf an, wo der Herd liegt. Demnach wäre zu hoffen - und hier geht es um Hoffnung - dass die Läsionen erst gar nicht dort auftreten, wo sie zu einer Behinderung führen.